Das Wirkprinzip der Antidementiva

Medikamentöse Behandlung der Demenz

Die medikamentöse Behandlung der Demenzen wirkt zunächst kompliziert. Was wirkt eigentlich bei wem wie gut? Und wirkt überhaupt etwas? Viel Klarheit bringt hier die aktuelle S3 Leitlinie zur Demenz.

Es kommt sehr darauf an, welche Form der Demenz vorliegt. Die häufigste Demenzform ist mit ca. 60% aller Demenzen die Demenz vom Alzheimer Typ. Die Illustration oben zeigt links das Gehirn eines Gesunden, rechts das atrophierte Gehirn eines Alzheimerkranken. Die Atrophie ist bei dieser Erkrankung am ganzen Gehirn zu sehen, betont aber am medialen Temporallappen und am Hippokampus. Der Hippocampus ist für Gedächtnisleistungen verantwortlich, was zur Symptomatik der Vergesslichkeit passt. Die verminderte Leistungsfähigkeit des Gehirns eines an M. Alzheimer Erkrankten ist im Wesentlichen durch die verminderte Anzahl an Nervenzellen bedingt. Eine ausreichende Signalübertragung ist schlicht und ergreifend dadurch erschwert, dass es zu wenig Nervenzellen gibt. Deren Neurotransmitter wäre zu einem guten Teil das Acetylcholin. Die verminderte Anzahl an Nervenzellen hat dann aber eine zu geringe Kapazität, Acetylcholin in ausreichender Menge zu produzieren.

Drei der vier zugelassenen und beim M. Alzheimer bewiesenermaßen wirksamen Medikamente, nämlich

  • Donepezil (z.B. Arizept®)
  • Galantamin (z.B. Reminyl®)
  • Rivastigmin (z.B. Exelon®)

wirken nun ganz einfach dadurch, dass sie den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin im Gehirn verlangsamen. Der Abbau von Acetylcholin im Gehirn erfolgt im wesentlichen über das Enzym Acetylcholinesterase. Wenn man dies Enzym blockiert, kann es nicht mehr so viel Acetylcholin abbauen, und so verbleibt Acetylcholin im synaptischen Spalt, und kann so besser seine Wirkung entfalten. Da bei der Demenz vom Alzheimer Typ Acetylcholin zu knapp ist, ist die Verzögerung des Abbaus dieses Transmitters ein wirksamer Weg, die Funktion der Signalübertragung eine Zeit lang aufrecht zu erhalten.

Antidementiva können durch diesen Mechanismus die Symptomatik der Demenz etwas lindern und bewirken, dass eine Verschlechterung der Beschwerden in vielen Fällen um einige Monate oder wenige Jahre aufgeschoben wird, was oft für die Patienten und auch im Hinblick auf deren Betreuung einen sehr großen Gewinn bringt. Die aktuell auf dem Markt befindlichen Antidementiva bewirken aber keine Verzögerung der ursächlichen Degeneration.

Die vierte wirksame Substanz ist das Memantin (z.B. Axura®). Dies ist ein NMDA Rezeptor Antagonist. Auch Memantin wirkt auf die Neurotransmission und lindert so die Symptome für einige Zeit.

Neben der Alzheimer Demenz gibt es noch die vaskuläre Demenz, die gemischte Demenz (vaskuläre und Alzheimer Anteile gemischt), die Lewy-Körperchen Demenz, die frontotemporale Demenz, Demenzen beim M. Parkinson sowie andere Demenzen.

Die oben genannten Substanzen sind nur zum Teil bei den anderen Demenzformen wirksam und auch nur zum Teil bei diesen zugelassen. In den folgenden Artikeln in den nächsten Tagen (oder Wochen…) will ich im Detail auf die verschiedenen Substanzen und die verschiedenen Demenzformen eingehen…

stay tuned!

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Dieser Beitrag ist ein Auszug beziehungsweise eine auszugsweise Vorabveröffentlichung des Werks „Psychopharmakotherapie griffbereit“ von Dr. Jan Dreher, © Georg Thieme Verlag KG. Die ausschließlichen Nutzungsrechte liegen beim Verlag. Bitte wenden Sie sich an permissions@thieme.de, sofern Sie den Beitrag weiterverwenden möchten.

4 Gedanken zu “Das Wirkprinzip der Antidementiva

  1. Don 7. Dezember 2014 / 22:03

    Meine Mutter hat vor kurzem Memantin verschrieben bekommen.
    Werden Sie darüber eventuell auch noch einen eigenen Artikel schreiben?

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