Labor in der Sahara

Stell Dir vor, Du bist in der Wüste, und darfst nur 3 Laborwerte bestimmen. Welche wählst Du?

In der Psychiatrie sind wir es gewöhnt, bei den meisten Patienten ein “Routinelabor” zu bestimmen, was auch immer das sein mag. Das hat auch einige Vorteile, weil so sichergestellt ist, dass man zu Beginn der Behandlung nichts übersieht. Aber spätestens im Verlauf der Behandlung sollte man sich an den Rat eines weisen Internisten halten, der auch schon in der Sahara Medizin praktiziert hat, und daher die Situation kennt, dass man eben nicht schrotschussartig mal alle Laborwerte bestimmen kann. Bevor man ein Labor anordnet, auch vor dem ersten Aufnahmelabor, sollte man den Patienten klinisch untersuchen und nachdenken. Man sollte sich fragen: Was könnte dieser Patient für eine Krankheit haben, die ich durch das Labor herausfinde. Welche Werte helfen mir hier weiter. Wenn ich nur drei Werte bestimmen dürfte, welche Werte würde ich dann wählen. Und dann einfach mal nicht “Routinekontrolle” anordnen, sondern genau diese drei Werte.

6 Gedanken zu “Labor in der Sahara

  1. absolutnormal 7. März 2014 / 14:53

    Grundsätzlich finde ich das eine gute Idee.
    Mich würde allerdings interessieren was für dich die Begründung bei diesem Vorgehen ist?

  2. seelenklempner 7. März 2014 / 17:14

    Moin.

    Der größte Teil der Laborkontrollen kommt zustande, um die körperliche Verträglichkeit unserer selbst angesetzten Pillen zu kontrollieren/dokumentieren. Hier ist häufig das BB, die Leber, die Nieren, die Schildkröte, E’lyte etc. interessant. Störungen finden aber häufig auch in mehreren Bereichen statt, insofern ist „Schrotschuss“ doch gar nicht so schlecht.

    Wenn’s um das medizinische Verständnis geht, dass bei der „Einzelschuss“-Methode gefördert wird, dann kann ich Dir aber zustimmen. In unserem Krankenhaus ist übrigens der größte Kosten-Posten die Drogenanalytik der Forensik. Der Rest ist schon fast „Peanuts“.

    Wenn’s Dir um den betriebswirtschaftlichen Aspekt geht, dann sollte man vielleich doch eher dazu übergehen am Medikamenten-Portfolio und an der Polypharmazie zu sparen. Da gibt es enorme Einsparungspotentiale in der Psychiatrie. 😉

    Bis später.

  3. Jay 8. März 2014 / 02:52

    Die engmaschigste Kontrolle der Blutwerte muss bei Lithium erfolgen, da hier ‚zu wenig‘, ‚genau richtig‘ und ‚zu hoch‘ dosiert sehr nah beieinander liegen.

    • seelenklempner 8. März 2014 / 23:32

      Moin.

      Die „therapeutische Breite“ beim Lithium ist in der Tat relativ schmal (, weshalb ich es als Gerontopsychiater nicht mag). Wenn Lithium gut eingestellt ist, dann muss der Lithium-Spiegel zumindest alle 3 Monate kontrolliert werden. Noch engmaschiger ist das BB bei Clozapin zu kontrollieren (initial 18 Wochen 1x, danach alle 4 Wochen).

      Bis später.

      • Jay 10. März 2014 / 02:24

        Ich habe Lithium leider überhaupt nicht gut vertragen, da ich sehr unangenehme Hautausschläge davon bekam. Das waren keine normalen Pickel mehr, das waren richtige zystenartige Knoten im Gesicht und am Körper.
        Deshalb musste ich es leider absetzen und auf atypische NLs umsteigen. Schade, weil es ansonsten gut gewirkt hat.

  4. Yezrel 19. März 2014 / 18:44

    Also wenn das mit der Wüste „wörtlich“ gemeint ist, würde ich erstmal nur meinen Wasserhaushalt als Laborwert wissen wollen. 😉
    LG Yezrel

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